Samstag, 10. März 2012

Ressourcenorientierung im Schulalltag

 

"Hilf mir, es selbst zu tun." (Maria Montessori)


"Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will." (Maria Montessori)


Im Schulalltag mag das erste Zitat für eine Lehrkraft in der Umsetzung eine Herausforderung darstellen. Es weist auf zwei Aktionsfelder hin. Im einen Aktionsfeld fungiert die Lehrkraft als aktiv handelnde Person. Sie erklärt und zeigt Inhalte / Prozesse auf. Das andere Aktionsfeld verkörpert dieses Zitat und zeigt eine Situation auf, in welcher die Lehrkraft als passiver Beobachter und Coach in den Hintergrund tritt. Damit haben wir eine Grenzlinie zwischen den beiden Aktionsfeldern gegeben mit der Herausforderung herauszufinden, wann sich die Lehrkraft auf welcher Seite der Grenzlinie zu befinden hat, um den Inhalt dieses Zitates wirkungsvoll umzusetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Lernende unterschiedliche Ressourcenausstattungen mitbringen und die besagte Grenzlinie bei den Lernenden je anders liegt. Auch ist das Lerntempo unterschiedlich, weshalb der Zeitpunkt des Rollenwechsels der Lehrkraft ebenfalls unterschiedlich ist. Damit fällt auch die Umsetzung des zweiten Zitats von Montessori schwer. Es mag zwar pädagogisch richtig ein, jedoch in der Realisierung nur ein frommer Wunsch darstellen. In Tat und Wahrheit haben Lehrkräfte nicht die Zeitressourcen, mit individuellen Zeitbudgets vorzugehen.

Die Komplexität des Handelns vergrössert sich für eine Lehrkraft zudem mit Zunahme der Klassengrösse und mit der Zunahme individueller Ressourcenträger. Schulreformen, welche darauf abzielen, die Klassengrösse auszubauen, erschweren die Realisierung beider Zitate von Montessori.

Gerade für die Berufsschulen gilt: Inhaltliche Vorgaben über das, was an den Schulen zu behandeln ist, mögen den unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Lernenden damit nicht die jeweils erforderliche Zeit geben. Sie stellen Standards dar und eine anspruchsvolle Mindestzielsetzung von dem, was in einem Schuljahr oder in einem Semester zu erreichen ist. Ebenso ist es nicht mehr möglich, den Lernenden die Hoheit darüber zu geben, womit sie sich im Moment inhaltlich beschäftigen wollen, da es gerade ihrem Ressourcenhaushalt, ihren Vorlieben und Motivationen entspricht.
 


Fazit: In Anbetracht der Ist-Situation (d.h. Vorgabe eng getakteter Inhalte, "grössere" Klassenverbände, unterschiedliche Geschwindigkeiten und Ressourcenausstattungen der Lernenden) mag ein ressourcenorientiertes Unterrichten an Berufsschulen weniger realisierbar sein. Jedoch: Durch einen Unterricht, welcher ...
- unterschiedliche Sozialformen,
- Lernaufträge und Fallbehandlungen,
- unterschiedliche Methoden und
- den Einbezog von Modellierungsformen (MindMap, ConceptMap, ...) vorsieht,
ist eine Individualisierung des Lernens und Unterrichtens annäherungsweise möglich.



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