Donnerstag, 22. März 2012

Lernen auf mehrdimensionalen Ebenen


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"Lernen ist Mehrdimensional" (in "einfach systemisch",S. 67). Mit diesen Worten leiten Renolder C. et al. in ihr Kapitel zu den unterschiedlichen Ebenen des Lernens ein. Sie unterscheiden dabei zwischen den drei Ebenen Können, Wissen und Erkennen und beschreiben diese wie folgt (S. 67ff):

Erste Ebene (Können):
- Lernen geschieht durch Versuch / Irrtum.
- Lernen geschieht unbewusst.
- „Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht, aber wir können es.“
- Können bedeutet, Strukturen auf zu nehmen, ohne aber die Strukturen selbst zu sehen.
- „Implizites Wissen“ und „instinktives Verhalten“

Zweite Ebene (Wissen):
- Diese Ebene wird üblicherweise mit dem Begriff „Lernen“ assoziiert.
- Fakten werden angeeignet und versucht möglichst identisch wiederzugeben.
- „Explizites Wissen“
- Es versinkt in die erste Ebene hinab.
- Automatisierung von Vorgängen
- Implizites Wissen (Können) zu explizites Wissen zu machen ist schwer (Bsp.: Skifahrer solle doch erklären, wie er Ski fährt.)
- Weniger umfangreich als Können
- Bei jedem Lernen auf Ebene Zwei (Wissenserwerb) werden auch Grundannahmen, welche prägend sein können, mit vermittelt („heimlicher Lehrplan“). => Bei jeder Lernsituation auf Ebene Zwei wird gleichzeitig auf Ebene Eins mitgelernt.

Dritte Ebene (Erkennen):
- Implizites Wissen wird explizit gemacht
- Unbewusste Ebene Eins wird auf der Ebene Drei sichtbar gemacht (heimlicher Lehrplan durchschauen)
- Einnahme einer distanzierten Position (Metaposition)
- Kommt erst ab der Pubertät zum Einsatz
- Eigene Rolle in einer Gruppe reflektieren

Renolder C. et al. versuchen, die Lernebenen auf unterschiedliche Lernfelder anzuwenden; so auf die vier Lernfelder (S70ff):
  • Basisqualifikation / Wissensfundament
  • Entdeckendes Lernen
  • Lern- und Problemlösungskompetenz
  • Lernen von sozialer Kompetenz und Wertorientierung
Sie werden wie folgt umschrieben:

Basisqualifikation / Wissensfundament
  • Vermittlung von Wissen an die nächste Generation als bisher zentrale Funktion der Schule
  • Lehrstoff wird immer unübersichtlicher => Vorgefertigtes Wissen wird daher oft vorgefertigt und vom Schüler reproduziert.
  • Lernen findet auf der Ebene Zwei statt.
  • Frontalunterricht als Charakteristika
  • Durch Üben wird Wissen von Ebene Zwei auf Ebene Eins transportiert. => Automatisierung
  • Schüler lernen automatisch zu reproduzieren.
  • Lernen auf Ebene Drei findet kaum statt.

Entdeckendes Lernen („More learning, less teaching.“)
  • Schüler gehen ihren Interessen nach. Sie erarbeiten in einer vorgefertigten Lernumgebung selbst ihr Wissen (offenes Lernen, Lernwerkstatt, Montessori Pädagogik, …)
  • Entdeckendes Lernen ist ebenfalls der Ebene Zwei zuzuordnen. Erkenntnisweg ist aber oft wichtiger als der „Stoff“. => Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass „Erkenntnisprozesse“ eintreten (Ebene Drei).

Lern- und Problemlösungskompetenz
  • Nicht Wissenserwerb ist das Problem, sondern das „Umlernen“
  • Problemlösungskompetenz ist heute wichtiger geworden als Faktenwissen: „Zu erlernen, wie man neue Fertigkeiten lernt, scheint mir wichtiger als die Fertigkeiten selbst.“ (Feldenkrais)
  • Es gilt Problemsituationen zu erkennen, Wissen und dazu nötige Unterlagen zu beschaffen, entsprechende Vernetzung herzustellen und zusammenzuarbeiten
  • Alle drei Ebenen kommen zum Einsatz
  • Durch häufiges Üben wird Problemkompetenz eingeübt. (Können)
  • Es braucht wissen, um sich durch die Informationsflut zu bahnen. (Wissen)
  • Muster erkennen, Lernen zu lernen, Spielregeln herausfinden durch Feedback, Selbstbeobachtung (Erkennen)
Lernen von sozialer Kompetenz und Wertorientierung
  • Gewissen (Ebene Drei) wird aufgebaut durch von der Kindheit an gespeicherte Erfahrungen sozialer Situationen. (Ebene Eins)
  • Ebene Zwei hat hier kaum eine Bedeutung ("Durch das Predigen von Werten und sozialen Normen wird niemand erzogen."). => "Alle Werte verwirklichen sich nur in der lebendigen Gemeinschaft."
  • Langwieriger Weg mit ständiger Reflexion und Beobachtung Seiner-Selbst.
  • „Wer bin ich und wie unterscheide ich mich von den anderen.“ => Möglichkeiten der Pädagogen in diesem Zusammenhang? => Viele Sichtweisen vermitteln – Raum für Gruppenentwicklungsprozesse – Thematisierung gemeinschaftlicher Zusammenarbeit – Regelverletzungen / Besprechung von Konflikten – Gemeinschaftliche Beurteilung von Gruppenarbeiten – Feedback – Feedbackregeln erarbeiten – Wertschätzung und Kritik äussern 

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