Soziale Systeme kennzeichnen sich dadurch, dass sie komplex sind. Komplexe Systeme sind dadurch charakterisiert, dass sie schwer kontrollierbar und bisweilen unüberschaubar erscheinen. Um eine höhere Kontrollierbarkeit zu generieren und die Komplexität zu reduzieren, ...
Auf der anderen Seite kann es sein, dass durch die Beeinflussung über Art und Zusammensetzung des Systems der Versuch unternommen wird, aus kontrollierten Systemen selbst regulierende Systeme zu kreieren (vgl. Kreisverkehr anstatt Ampelkreuzung).
Ein Beispiel, in welcher ein soziales System in ein Ungleichgewicht gerät und interne Konflikte zu sozialen Spannungen führen, ist Mobbing (engl. "mob" = "randalierender Haufen") unter Schülern. Karl Gebauer (S. 126) definiert Mobbing wie folgt:
1) ... gilt es, sich der Variablen im System bewusst zu werden und
2) ... im Bedarfsfall einzelne der Variablen herauszunehmen / zu isolieren.
Auf der anderen Seite kann es sein, dass durch die Beeinflussung über Art und Zusammensetzung des Systems der Versuch unternommen wird, aus kontrollierten Systemen selbst regulierende Systeme zu kreieren (vgl. Kreisverkehr anstatt Ampelkreuzung).
Ein Beispiel, in welcher ein soziales System in ein Ungleichgewicht gerät und interne Konflikte zu sozialen Spannungen führen, ist Mobbing (engl. "mob" = "randalierender Haufen") unter Schülern. Karl Gebauer (S. 126) definiert Mobbing wie folgt:
„Mobbing ist ein aggressiver Akt und bedeutet, dass ein Schüler oder eine Schülerin über einen längeren Zeitraum von Mitschülern belästigt, schikaniert oder ausgegrenzt wird. Mobbingprozesse laufen in der Regel verdeckt ab. Mobber wollen treffen aber selber nichts abbekommen. Die Opfer fühlen sich hilflos und können sich nicht alleine aus ihrer Isolation befreien. In Einzelfällen geraten auch die Eltern von Mobbingopfern in die Isolation.“
Doch wie können Mobbing-Situationen aus systemischer Sicht gelöst werden? Hier sind zunächst intrinsische Anreizsysteme der Kontrolle vorzuziehen. Das Problem hier ist: Mobbingopfer werden - wie Gebauer es anspricht - von ihren
Mitschülern ausgegrenzt und nicht als Teil des Systems "Klasse und
Umfeld" anerkannt. Der Status des Mobbingopfers ist ein passiver. => Das Mobbingopfer ist zwar Teil des sozialen Systems und trotzdem wird es so behandelt, als wäre es nicht Teil des Systems. Wir haben hier ein Missverhältnis zwischen Anspruch und Realität.
X
Mögliche Lösungen:
A) Die Lehrperson hat nun die Möglichkeit, den Variablen im System, d.h. den Schülern, Eigenschaften zukommen zu lassen, welche ihren Status verändern. Gewisserweise kann z.B. das Mobbingopfer als aktives Mitglied des sozialen Systems "Klasse und Umfeld" wieder an die übrige Gruppe herangeführt werden. Lob, Anerkennung und Würdigung der Leistungen des Mobbingopfers vor der Klasse können dies bewirken und seinen Status in der Gruppe erhöhen; es wird so wieder zurück ins System geleitet. Ein Mobbingopfer ins System zu holen geschieht hier durch vorgelebte und erkennbar geäusserte Integration von der Seite der Lehrperson.
B) Es wäre aber auch zu überlegen, ob durch eine Statusänderung aller Beteiligten eine selbstregulierende Integration erzeugt werden kann. Aus systemischer Sicht kann dies bedeuten, dass alle "aktiviert" werden. Dabei kann für alle das gemeinsame Unterrichtsziel wieder in den Fokus gerückt werden: z.B. Lernen aller im Unterricht statt unterrichten durch den Lehrer.
Die Unterrichtsführung ist hier auf das Lernen auszurichten; es findet eine Motivierung aller statt. Der Fokus, die Energie kann in eine Richtung gelenkt werden, so dass es auch für den Täter nicht mehr vorteilhaft erscheint, seine Energie für das Mobben aufzuwenden. Das kann geschehen durch:
- Individualisierung des Unterrichts: gelebter Konstruktivismus lässt die Akzeptanz aller steigen. Wertschätzung findet bei allen statt und der Fokus und die Motivation werden auf den Unterrichtsinhalt gelenkt.
- Absorbierung der Täter von ihrem schädlichen sozialen Umfeld. Dies kann durch Ganztagsschulen mit Hausaufgabenbetreuung und organisierten Freizeitangeboten in der Schule geschehen.
Literatur zum Thema:
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3-7000-0526-1.
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Basel: Ernst Reinhardt Verlag, 2002.
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http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/psychologie001108.html
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Underachiever – „gewöhnliche“ oder „außergewöhnliche“ Underachiever?
Zeitschrift für Pädagogische Psychologie,12, 53-71.
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Th. Deißinger & M. Zimmermann (Hrsg.), Berufserziehung im Umbruch.
Didaktischer Herausforderungen und Ansätze zu ihrer Bewältigung (S. 225-238).
Weinheim: Deutscher Studienverlag.
Krumm, V. (1997).
Empirische Untersuchungen über Gewalt in der Schule - Eine methodenkritische
Übersicht. In H. G. Holtappels, W. Heitmeyer, W. Melzer & K. J. Tillmann
(Hrsg.), Schulische Gewaltforschung - Stand und Perspektiven. (Mit einer
Bibliographie der empirischen Untersuchungen über 'Gewalt in der Schule'
von1990-1996).
Volker Krumm, Birgit
Lamberger-Baumann, Günter Haider: "Empirische Pädagogik" (Heft 2/1997:
Themenheft "Gewalt in der Schule")
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Bern: Verlag Hans Huber, 2004 .
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Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. 4. Auflage.
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Kasper, H.: Mobbing in
der Schule: Probleme annehmen – Konflikte lösen, Weinheim; Basel: Beltz Verlag,
1998.
Karl Gebauer: Mobbing ist
kein individuelles sondern soziales Problem. In Mobbing & Gewalt unter Jugendlichen und Kindern von Andreas
Neider: 1. Auflage. Verlag Freies Geistesleben, 2009.
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http://www.studienkreis.ch/ch_mobbing.html
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http://www.mobbing-in-der-schule.info/
Werner Ebner: Schüler-Mobbing (2007).
http://barrierefrei.schueler-mobbing.de/mobbing.html