Freitag, 17. Februar 2012

Das Pänomen "Lernen" und der Umgang im Schulalltag

Friedrich Wilhelm Nietzsche sprach einst „Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird“ (in "Unschuld des Werdens 1, 186"). 

Carl Hilty seinerseits sprach „Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene“.

Beide Zitate versinnbildlichen das, woran es im schulischen Unterricht allzu oft fehlt: nämlich an Zeit. Es fehlt an Zeit, um sich auf einem höheren taxonomischen Niveau mit dem Gelesenen auseinanderzusetzen und sich ausgiebig darüber Gedanken zu machen. Die Bildungsreform BIVO 2012 verstärkt den Prozess, den Schulunterricht an den Berufsschulen stärker zu takten und straff zu gestalten. Sie animiert die Lehrkräfte noch mehr, sich auf Quantität des zu lernenden Stoffinhaltes zu konzentrieren und sich bei den kognitiven Stoffinhalten zu beschränken. Der Platz für zeitintensivere Auseinandersetzungen, welche Analyse-, Synthese- und Evaluationsprozesse einschliessen bzw. metakognitive Betrachtungsweisen erfordern, wird somit beschnitten.

Lernen und das Nachdenken über das Gelesene erfordern Zeit. Noch mehr Zeit wird benötigt, wenn es darum geht, Erfahrungen mit sämtlichen Sinnen (VAKOG) vorzunehmen, den Unterricht an Problemen und Fällen auszurichten und Handlungsorientierung zu leben.
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Im praktischen Schulalltag orientiere ich mich an folgenden Bezugspunkten, um ein optimales "Lernen" zu fördern:

1) Verlinken verschiedener Themen, um systemische Gegebenheiten zu erfassen und Synergien bei der Vermittlung von Stoffinhalten zu generieren. Methodisch bedeutet es für den Unterricht:
- Einsatz von Fallstudien aus Wirtschaft und Staatskunde
- Einsatz von Lernjobs in Teams für das Lernen zu Hause / ausserhalb des Klassenzimmers im Wirtschafts- und Staatskundeunterricht. Die Lernenden bekommen zusätzliche Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung und vor allem für eine Auseinandersetzung, welche sich an der Selbstgestaltung des Lernprozesses orientiert und an die Motivation der Lernenden andockt. Bereits Galileo sprach: „Du kannst niemanden etwas lehren. Du kannst ihm nur beibringen, es selbst zu entdecken".
- Einsatz von MindMaps und Begriffsnetzen.

2) Anwendung der "Debatte" als Methode sowie eines Umfeldes, in dem Argumente ausgetauscht werden können. Der Austausch verstärkt die Verknüpfung und zeigt die Anerkennung der Schülersicht. Dadurch Intensivierung der Motivation und des Mitmachens. Lernen wird damit unter Einbeziehung des Limbischen Systems gestaltet und verstärkt.



3) Lehrlandkarten (nicht Lernlandkarten) durch den Lehrer: Eine Art Protokoll von dem, wo wir stehen und wo wir hinwollen, den getätigten Exkursionen, den erreichten Meilensteinen sowie den einschlägigen Kapiteln und Quellen, welche wir behandelt haben. Es handelt sich hier noch um keine Visualisierung des Lernens, wie es im Lernenden geschieht, sondern um eine Orientierung für den Schüler, um Lernen transparent zu gestalten.

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