Rainer
Hofer thematisiert in seinem Artikel "Wie
Lernaufträge den Unterricht beleben" (Folio Nr. 4/2010) die Vorzüge
und Gestaltung von Lernaufträgen im Unterrichtseinsatz.
Gemäss Hofer bilden
Lernaufträge ein Fundament, um Lehrpläne handlungsorientiert umzusetzen. Im Vergleich mit den klassischen Lehr-Lern-Arrangements steht nicht mehr die
blosse Abarbeitung von W-Fragen im Vordergund, sondern die Gestaltung eines
handlungsorientierten Unterrichts, in welchem die Bearbeitung von Aufträgen
zentral ist. Durch die Aufträge ist der Lernende gezwungen, nach eigenen Wegen
zu suchen. Dadurch verharrt der Lernende nicht mehr nur auf der K1-Stufe der
Bloomschen Taxonomie, sondern schreitet weiter auf die darauf aufbauenden Taxonomiestufen.
Lernen wird somit mehrdimensional und spricht nicht nur das Auswendiglernen von
Wissenselementen an, sondern dehnt den Lernbegriff aus auf die Analyse, das
Bewerten und die Kreation neuer Ideen / Ansätze.
Rainer Hofer stellt in seinem
Beitrag die Kriterien und die Struktur eines gelungenen Lernauftrages vor.
Dabei beschreibt er die Formvorlage mit folgenden Punkten wie folgt:
- "Auf der Frontseite des Papiers werden die Rahmenbedingungen geklärt und die Lernziele aufgeführt, welche zum Schluss des Lernauftrags [als Referenz für die] Selbsteinschätzung der Lernenden überprüft werden."
- "Ab der zweiten Seite folgen nach der ...
... Nennung der Ausgangslage/Vorentlastung,
... die einzelnen Aufträge,
... bei Bedarf auch ein Glossar [sowie] ein Literaturverzeichnis oder Hinweise zur Zusatzliteratur.
Die
Lernsequenzen gestalten sich aus Sicht von Hofer für die
Lehrperson wie folgt:
=> Ausgangslage/Vorentlastung: Die Lehrperson
steigt in das Thema ein, umreisst den Lektionenkontext und lässt die
Lernenden zunächst einmal im eigentlichen Lernauftrag ankommen. Dadurch
wird das Lernzeitgedächtnis der Lernenden aktiviert; es findet eine
Vorsensibilisierung statt. Hauptsinn dieses Parts ist es an bereits bekanntem
Wissen der Lernenden anzuknüpfen. Folgende Fragen könnten sich hier anschliessen:
=> Fachinformation:
- Was weiss ich, wo kann ich anknüpfen?
- Was ist das Ziel?
- Womit komme ich ans Ziel?
=> Aufträge:
- Im Falle neuer Begriffe oder Schlüsselwörter empfiehlt Hofer ein Glossar anzufügen um diese nachschlagen zu können ("Umgang mit unverstandenen Wörtern oder Texten ist zu kultivieren").
- Die Recherche von Fachinformationen können darüber hinaus mit Aufträgen ergänzt werden.
- Hofer empfiehlt, Lernaufträge um so mehr zu portionieren (d.h. in Teilaufträge zu gliedern), je schwächer die Lernenden sind.
- Darüber hinaus propagiert Hofer eine klare Kommunikation des Produktes im Vorfeld. Was soll also das Ergebnis am Ende der Bearbeitungsphase sein? Damit fällt es den Lernenden leichter, sich auf den Auftrag zu konzentrieren.
=> Reflexion: Am
Ende der Auftragserfüllung gilt es zurückzuschauen: Was wurde gut gemacht? Was
würde anders angegangen werden? Was ist eine erfolgreiche Strategie? Wie soll
vorgegangen werden, wenn etwas nicht gelingt?
Was
sind die Hemmschwellen für eine erfolgreiche Durchführung eines Lernauftrages?
Hofer
geht hierbei auf die nachfolgenden Punkte ein:
- Lehrnaufträge brauchen bisweilen eine ausgedehnte Planungs- und Vorbereitungszeit. - Deshalb empfiehlt es sich einen Pool an Lernaufträgen durch Zusammenarbeit von Lehrkräften bereitzustellen. => Schaffung von Synergien.
- Klärung der Rahmenbedingungen wie Zeitbedarf, Ort, Hilfsmittel, Sozialform.
- Lernziele sind bekannt und beziehen sich auf relevante Themen des Bildungsplanes. => Ein zielfokussiertes, effizientes und effektives Arbeiten wird möglich, was zur Steigerung der Motivation beiträgt.
- Anknüpfung am Vorwissen durch Voranstellung einer Ausgangslage.
- Stufengerechte Portionierung der Aufträge. => Leistungsschwächere Schüler mit detaillierterer Portionierung und detaillierteren Teilschritten.
- Aufträge sind nicht nur als W-Fragen formuliert, sondern bieten Problemstellungen. => Repertoire der Handlungsorientierung wird erweitert.
- Selbstreflexion (d.h. Nachdenken über kognitive und metakognitive Strategien) am Ende der eigentlichen Bearbeitungsphase. => Lernen wird nicht der Intuition überlassen, sondern einer bewussten Reflexion ausgesetzt.
Was ist das Design "guter" Lernjobs? - Dieser Frage geht Roland Noirjean
nach und stellt folgende Kriterien auf:
- Formale Kriterien
- Inhaltliche Kriterien
- Sprachliche Kriterien
1. Zu den formalen Kriterien:
Roland Noirjean empfiehlt eine LernJobvorlage als Raster und Grobaufbau und führt dazu folgende Elemente auf:
Kopf
|
für Datum, Titel, Autor, Kompetenzbereich
|
Advance Organizer
|
für eine Übersicht über den Inhalt
|
Informationsteil
|
für die nötigen Informationen über den Lerninhalt
|
Was ist zu tun? / Jobs
to do
|
Aufgabenstellung an sich
|
Reflexion
|
für Angaben zur
Evaluation
|
Roland Noirjean empfiehlt zwischen 2-10 Seiten, welche ein Corporate Design aufweisen:
Schrift
|
z.B. "Verdana oder Trebuchet 10 Punkt, Titel 20 Pt. fett,
Zwischentitel 12 Pt. fett, linksbündig"
|
Bilder
|
"wenn möglich auf der rechten Spalte"
|
Jobs
|
"sind zur klaren
Unterscheidung 10% grau hinterlegt"
|
Spalten
|
"Vorgabe durch LernJobvorlage.
Die rechte Spalte bleibt
mehrheitlich frei (für Notizen)."
|
2. Zu den
inhaltlichen Kriterien:
Roland Noirjean weist darauf
hin, dass die gesamte Bloomsche Taxonomie abgedeckt
werden soll und eine aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff das Ziel ist. Er
definiert dies wie folgt:
"
Anbinden, einordnen, andocken, Bezug herstellen, grobe Orientierung, (voraus)organisieren | Was weiss ich schon? Wo kann ich das einordnen? |
Kombinieren, elaborieren, erweitern, verbinden, zusammenfügen, ergänzen, visualisieren | Welches sind die Unterschiede / Gemeinsamkeiten? |
Treffen, auf den Punkt bringen, reduzieren, Kernaussagen herausarbeiten, verbalisieren | Was sind die drei zentralen Aussagen? |
Informieren, Zusatzinformationen einholen, klären, nachschlagen, verifizieren | Was heisst....? Was bedeutet ...? |
Verankern, Transfer herstellen, trainieren, anwenden, [auf andere Situationen übertragen] | Woran ist es zu erkennen? Was wird anders sein? |
"
3. Zu den
sprachlichen Kriterien:
Roland Noirjean fasst die sprachlichen Kriterien mit der Abkürzung STARK
zusammen:
"
Spannender Aufbau,
Dramaturgie, Struktur, pro Satz ein Gedanke. Schreibe für das Ohr.[...]
|
Sind Struktur und Ablauf nachvollziehbar?
|
Treffende Ausdrücke.
Wortschatz. Synonyme suchen. Präzis und bildhaft beschreiben
|
„Sitzen“ die Ausdrücke? Ist klar, was gemeint ist?
|
Aktiv formulieren.
„Handelnde“ Verben. Direkte Sprache. Zur Sache kommen
|
Handelt die Sprache? Welche Verben werden wie eingesetzt?
|
Richtige Schreibweise,
Rechtschreiberegeln korrekt angewendet. Genauigkeit.
|
Wie schreibt man ...? Ist der Text überarbeitet? Gegengelesen?
|
Kurze Sätze: 5-10 Wörter
pro Satz. Optimale Verständlichkeit: durchschnittlich 8-9 Wörter
|
Wie lang sind die Sätze? Macht man besser zwei daraus?
|
"
Neben
den Kriterien ist es erforderlich, den Lernenden diese bzw. einen Teil dieser
transparent zu machen. – Nach welchen Gesichtspunkten wird der Lernauftrag
somit bewertet? => Erfordernis einer Evaluation – Bereitstellung von
Erfolgskriterien in Form von Rubrics.
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