Dienstag, 8. November 2011

Lehrstellenangebot und Lehrstellennachfrage

Die nachfolgenden Schaubilder sind Auszüge aus dem Lehrstellenbarometer vom April 2011 des LINK-Instituts und geben eine Übersicht über das Angebot an Lehrstellen und die Nachfrage nach Lehrstellen. - Das erste Schaubild zeigt eine Zeitreihe über die Jugendlichen, die in den einzelnen Jahren vor der Ausbildungswahl standen.


Wir erkennen in dem vorausgehenden Schaubild, dass ...
  • ... es seit 2002 zu einer leichten Niveauverschiebung nach oben kam: mehr Jugendliche standen in den vergangenen Jahren vor der Wahl ihres Ausbildungsweges (im April 2011 waren es 136'500 Jugendliche, während es im vergleichbaren Zeitraum im Jahr 2002 noch knapp 121'500 Jugendliche waren). 
  • ... seit 2002 die Zahl jener, welche sich für eine Lehrstelle interessierten, sich in einem engen Intervall zwischen 70'000 und 80'000 Jugendlichen bewegte. - Stand 2011: 77'000 Jugendliche.
  • ... die Zahl jener, welche sich ausschliesslich für eine Lehrstelle interessierten, um durchschnittlich 7'000 unter jener lag, welche sich grundsätzlich eine Sek II-Ausbildung in einer Lehrstelle vorstellen konnten. - Stand 2011: 67'000 Jugendliche.
Stellt man jene Jugendlichen, welche sich (ausschliesslich) für eine Lehrstelle interessieren, in Bezug zu allen Jugendlichen, welche vor der Frage nach ihrem weiteren Ausbildungsweg im Rahmen der Sekundarstufe II stehen, so kommt man auf Anteile, welche sich in einer stabilen Bandbreite zwischen 50% und 60% bewegen. - Vgl. dazu folgendes Schaubild:  


Das nachfolgende Schaubild bringt Lehrstellenangebot und Lehrstellennachfrage zusammen.
  • Stets lag seit 2002 das Angebot an Lehrstellenplätzen mehr oder weniger unter der Nachfrage aller Interessenten, mit Ausnahme des Jahres 2011.
  • Doch bereits seit 2008 sind Angebot und Nachfrage annähernd gleichauf. => Erster Hinweis auf einen Mangel an Auszubildenden: es fällt zunehmend schwerer, die offenen Lehrstellenplätze zu besetzen.

Die Folgen durch die nicht zu besetzenden Lehrstellen mögen volkswirtschaftlich gravierend sein:
  • Rückgang der Produktion / Einbussen des Wirtschaftswachstums mit sozialpolitischen Folgewirkungen
  • Produktion im Ausland und Know How-Verlust innerhalb der Schweiz
  • Zwang zu Produktivitätssteigerungen (mit entsprechenden Anpassungen an die Ausbildung der Jugendlichen???)
Inwiefern die Lehrlingsknappheit innerhalb der Branchen tatsächlich eine Rolle spielt, zeigt die anschliessende Grafik. Während technische Berufe sehr unter einem Mangel an Lehrlingen leiden, können Branchen wie das Dienstleistungsgewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen oder der Verkauf noch über einen weit grösseren Zulauf an Lehrlingen als Lehrstellen zur Verfügung stehen berichten.


Die Herausforderung, den Mismatch zwischen Lehrstellenangebot und Lehrstellennachfrage zwischen den Branchen zu überwinden, verlangt vor allem von Seiten der Jugendlichen eine vermehrte Anpassungsfähigkeit. Sie müssen den Anforderungen von dem, was die Wirtschaft verlangt und nachfragt stets flexibel gegenüberstehen. - Meine These daraus ist, dass - um Flexibilität unter den Jugendlichen zu erreichen - ein Ausbildungssystem, welches Modularisierung während des Ausbildungsweges nach der Sek. I gewährleistet und Durchlässigkeit ermöglicht, mehr denn je bedeutsam sein wird.

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