Kompetenzen (lat. competere ... zusammentreffen,
ausreichen, zu etwas fähig sein, zustehen) sind förmlich die Substanzen, welche
wir im pädagogischen Kontext formen, entwickeln und vertiefen wollen. Welche
Kompetenzen wir formen, entwickeln und vertiefen wollen hängt aber eng damit zusammen,
worin unsere Prioritäten liegen und welches Menschenbild wir pflegen. Ein Menschenbild
könnte folgende Elemente beinhalten:
- NEUGIERDE
„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“(Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955)„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.“(Galileo Galilei, 15.02.1564 - 08.01.1642)
- INDIVIDUALITÄT
„Die Welt hat so viele Mittelpunkte, als es Menschen gibt.“(Gerhard Szczesny, deutscher Schriftsteller (1918 - ), in „Das sogenannte Gute 1“)
- ENTWICKLUNG
„... denn nur die genügende Entwicklung des Menschen auf jeder vorhergehenden Stufe bewirkt ... eine genügende vollendete Entwicklung jeder folgenden späteren Stufe.“(Fröbel (1826), in: Die Menschenerziehung)„Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben - aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.“(Hermann Hesse (1877-1962))
- ABSTRAKTION, KOMPLEXITÄT
„Der kleinste Stein, der vom Dache fällt, erschüttert die Welt.“(Wilhelm Busch (1832-1908), in Spruchweisheiten & Gedichte)
- INTERAKTION
Mit dem Entscheid,
was wir den Lernenden weitergeben wollen, bestimmen wir bis zu einem bestimmten Grad die Rolle der Lehrkraft und deren Aufgaben. Folgender Zusammenhang kann festgehalten werden:
In „Kompetenz –
Kompetenzmessung: ein (kritischer) Überblick“ (S. 4) betonen die Autoren Doris
Edelmann und Rudolf Tippelt, dass es zu einem Umdenken in der Erziehung kommen
muss. Die Fähigkeit zum „selbstständigen Denken, Handeln und
Verantworten“, „zum offenen und flexiblen Eingehen auf sich schnell verändernde
Anforderungen“, „zum konstruktiv-kreativen Verarbeiten neuer Informationen und
Erfahrungen“ sowie „zum Denken und Handeln in globalen Verstehens- und Verantwortungszusammenhängen“
sind zentrale Pfeiler schulischer Bildung.
Sie stellen dabei den Kompetenzbegriff, wie er von Tippelt et al. (2003, S.
350) vertreten wird, voran:
Fachkompetenz:
„domänenspezifisches Wissen,
besondere sensomotorische Fertigkeiten und fachliche Urteilsfähigkeit, mit
denen sich Herausforderungen der Arbeits- & Lebensbereiche sachkundig
bewältigen lassen“
|
||
Methodische und instrumentelle
Kompetenz:
„die Beherrschung von Kulturtechniken
(Fremdsprachenkenntnisse, […]),Verständnis im Umgang mit
Informationstechnologien sowie kreatives Potenzial für die
Problemlösung von Aufgaben, […]“
|
Inhaltliches Basiswissen:
„naturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche
und ethische Grundkenntnisse aus den Bereichen Geschichte, Literatur,
Pädagogik, Soziologie, Politik, Philosophie, Mathematik, Biologie,Technik
etc.“
|
Soziale und kommunikative
Kompetenz:
„Ausdrucksfähigkeit, Teamfähigkeit,
Fähigkeit zur situationsgerechten Selbstdarstellung, Empathie sowie soziale
Verantwortung im Sinne von Toleranz und Solidarität“
|
Personale Kompetenz:
„Befähigung zur adäquaten Einordnung
persönlichen Erfahrungswissens, Entwicklung von Selbstbewusstsein und
Identität, effektives Selbstmanagement sowie individuelle Dispositionen im
Umgang mit Wissen (Offenheit, Reflexionsfähigkeit, Urteilsvermögen)“
|
Sie verstehen die Kompetenzen als Dimensionen der menschlichen
Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit entwickelt sich, passt sich an und geht neue
Wege. Eine Persönlichkeitsentwicklung ist somit dynamisch und verlangt von der Lehrkraft,
diese Dynamik und die Veränderungen in den Kompetenzfeldern
zuzulassen oder gar zu fördern.
Edelmann und Tippelt stellen in diesem Zusammenhang den Kasseler
Kompetenz-Raster voran. Der Kompetenz-Raster propagiert Aufgaben, die
Probleme aus dem Alltagsbereich darstellen. Die Konfrontation mit Problemen sowie
deren Auseinandersetzung und Lösung sind hierin zentral. In gewisser Weise bedeutet
diese Konfrontation eine Schärfung der Persönlichkeitsstruktur. Die Kompetenzen
können sich ausdehnen und können verfeinert / sensibilisiert werden. Anders als
Tippelt et al. unterscheidet
das Kasseler-Kompetenz-Raster (KKR) lediglich zwischen Fach-, Methoden-,
Sozial- und Selbstkompetenz. In der Synthese dieser Kompetenzfelder spricht das
KKR von Handlungskompetenz,
welche „das Individuum befähigt »selbst organisiert, zielgerichtet,
situationsbedingt und verantwortungsbewusst betriebliche Aufgaben zu erfüllen“.
Tippelt,
R./Mandl, H./Straka, G.
(2003):
Entwicklung und Erfassung von
Kompetenz
in der Wissensgesellschaft –
Bildungs-
und wissenstheoretische
Perspektiven.
In: Gogolin, I./Tippelt, R.
(Hrsg.):
Innovation durch Bildung.
Beiträge
zum 18. Kongress der Deutschen
Gesellschaft
für Erziehungswissenschaft.
Opladen,S.
349-369.
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